Wie geht das „einfache“ Leben ? | Twist | ARTE

Published 2024-04-02
In Zeiten permanenter Reizüberflutung und Konsumfixierung wächst die Sehnsucht nach dem klaren, überschaubaren, einfachen Leben. Nicht nur im Netz boomt das Ausmisten: Ob Capsule Wardrobe, Van Life oder Marie Kondo – immer geht es darum, sich radikal zu beschränken und sich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Aber macht weniger wirklich glücklich?

In Zeiten permanenter Reizüberflutung wächst die Sehnsucht nach dem einfachen Leben. Der Verzicht ist in der Überfluss-Gesellschaft zu einer Art Lifestyle-Trend geworden: Ob Capsule Mode, Van Life oder Marie Kondo, es geht es darum, sich radikal zu beschränken und sich aufs Wesentliche zu konzentrieren.
Dabei ist das Prinzip nicht neu, die Kunst verfolgt diese Idee seit Jahrhunderten. Welcher Gewinn im Weglassen steckt, erzählt der Künstler Mori Taiyoh. Die Bilder des Japaners bestehen oft nur aus einer gezeichneten Linie. Er legt eine wegweisende Spur – kein Abbiegen, keine Entscheidungen sind möglich – was für eine Erleichterung. Wir haben Menschen getroffen, die alles reduziert haben: Besitz, Konsum, gesellschaftliche Erwartungen.
Und denen genau das zu großem Reichtum verholfen hat. Wie die Künstlerin Lisa Maria Mayer. Sie lebt und arbeitet in einer ausgedienten roten Feuerwehr an der Küste Griechenlands. In Spanien treffen wir den Schriftsteller Gabi Martínez, der in seinem neuen Buch „Wahrer Wandel“ die Geschichte seines Rückzugs in die Extremadura erzählt. In dieser Region ist seine Mutter aufgewachsen. Weil er verstehen wollte, wie sie zu dem Menschen wurde, der ihn großgezogen hat, verbrachte er hier Monate allein in einer Hütte und hütete Schafe.
Die Mitglieder der Berliner Band „Hope“ leben ein minimalistisches Leben mitten in der Großstadt und machen Songs, die reduzierter kaum sein können. Sie waren unsicher, ob ihre Musik auch Zuhörer in großen Stadien erreicht. Das Ergebnis: Sie kann. Und wie! Gerade waren sie als Support-Act mit Depeche Mode auf Europa-Tournee.

Kulturmagazin (D 2024, 30 Min)

#twist #verzicht #minimalismus

Verfügbar auf Youtube bis zum 31/03/2025

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All Comments (21)
  • @duassaud5547
    "Als armer Mann zu leben, macht nur Spass wenn man reich ist" Ustinov
  • @seniri610
    Wenn man nur noch besitzt, was man wirklich braucht und mag, dann ist es kein Verzicht, sondern ein absoluter Gewinn an seelischer und materieller Freiheit.
  • @tocalisu1
    Ich minimalisiere auch mein Leben in vielen Bereichen seit gut 5 Jahren. Diese Ruhe im Kopf ist unbezahlbar.
  • @phela6589
    Finde die Diskussion über den Begriff Minimalismus schwierig von KünstlerInnen, die in teuren, privilegierten Wohnungen Berlins leben, umgeben von teurer Ausstattung. Auch der Satz „Ich brauche wenig“ hinterlässt in mir einen merkwürdigen Beigeschmack, wenn man es sich leisten kann, ein teures Auto zu fahren, das Privileg hat zu reisen. Vielleicht stört mich die Aufmachung des Titels: „Verzicht“. Für mich bedeutet Verzicht etwas, was wehtut. Der Schriftsteller kam meiner Interpretation von Verzicht und wahrem kargem Minimalismus hier schon am nächsten. Trotzdem spannend, danke!
  • @Deutungshoheit
    Ich finde es bedenklich, dass hier nur Menschen aus einem super privilegierten Umfeld gezeigt werden, die mit Sicherheit auch alle bereits finanziell ausgesorgt haben. Das wirkt auf mich als sei Verzicht ein weiterer Luxus für diejenigen die bereits alles haben. Dinge besitzen zu wollen ist ja ein Versuch Sicherheit und Teilhabe zu erreichen, da ist es natürlich klar, dass diejenigen die bereits abgesichert sind und große Anerkennung erfahren, das irgendwann weniger brauchen.
  • @TheLeaveTaking
    Minimalismus ist eine Befreiung. Ich meine nicht das Van Life (hätte ich persönlich gar keinen Bock drauf), aber einfach ein bewussteres, reduziertes Konsumverhalten im Alltag bzw. hochwertige Produkte statt Plastik-Müll von Primark und Co. -- Mit der Abkehr von diesem ganzen Shopping-Wahnsinn wirft man auch mentalen Ballast ab und kann sich auf andere Sachen konzentrieren. Aber klar, mit diesem Mehr an Zeit und Gedanken muss man erstmal zurechtkommen.
  • @dibobine8040
    Als ich mein Kind auf die Welt gebracht habe, ist mir aufgefallen, mit wie wenig Dingen ich gut über die Runde komme und auch wirklich zufrieden damit bin. Ich habe viele Mütter und ihren Konsum auch bezüglich des Babys kennen gelernt und musste sehen, dass wir mit einem Bruchteil von Dingen auskommen. Ein Kind braucht nicht viele Dinge. Auch zur Einschulung habe ich gestaunt wie viel teure Dinge andere kaufen. Jeder ist anders, aber bei uns klappt es sehr gut mit wenig Geld über die Runden zu kommen.
  • @gabriellefend959
    Buddhistische Weisheit… „Das Geheimnis eines langen, glücklichen Lebens ist: Iss die Hälfte, gehe doppelt so viel zu Fuß, lache dreimal so viel und liebe grenzenlos.“
  • Minimalismus seit ich 15 Jahre alt bin, also seit 9 Jahren. Es ist so ein Gamechanger, der reich macht. Nicht nur den "Kontostand" sondern auch das Leben.
  • @semost2764
    Mein Opa war ein Hirte und ziemlich arm. Mein Vater kam nach Deutschland und hat viel konsumiert. Ich, als diejenige die in 3. Generation geboren worden ist, würde gerne ein einfaches Leben führen. Deswegen liebe ich das minimalistische Leben und weg vom Konsum…
  • @samhain_88
    Der größte Reichtum ist die Armut an Bedürfnissen
  • @vanforfar1320
    Ja, wenn man reiche Eltern hat oder kräftig angespart hat, dann geht das. Lebe selber seit 7 Jahren im Van und muss trotzdem ganz normal als Angestellter arbeiten. So einfach ist das nicht. Hier wird meiner Meinung nach eine Illusion vermittelt. Vanlife ist teuer! Und einfach mal was anderes machen? Naja, was ist dann mit den laufenden Kosten? Soll man sich einfach von allem trennen (Frau, Kind usw)? Nicht wirklich realistisch.
  • @cyborgchristina
    Man studiert Design, Malerei und Grafik, um am Ende einen einzelnen Strich auf ein Blatt Papier zu bringen? Und das nennt sich dann "minimalistische Kunst"? Das ist ein Scherz oder?
  • @domifalk2956
    Gesellschaft ist auf Konsum ausgelegt. Schöne Dinge zu besitzen, macht auch mal Freude aber macht nicht unbedingt dauerhaft Glücklich. Insgesamt sollte man sein eigenes Konsumverhalten immer mal überdenken. Einfach mal jn sich gehen und sich selbst Fragen, brauche ich dieses „DING“ wirklich oder kann ich auch anders. Ich bin mit meinem Fahrrad und wenig Gepäck nach Spanien gefahren und habe schnell gemerkt, um glücklich zu sein braucht es nur tolle Menschen, gutes Essen und ein warmes Bett.
  • @pgoebel5896
    So lange man nur für sich sorgen muss und als Künstler lebt, ist das minimalistische Leben umsetzbar. Schwierig wird‘s, wenn du einen gewöhnlichen Beruf ausübst und für andere sorgen musst.
  • Verstehe die überwiegend negativen Kommentare nicht. Finde alle Menschen toll die ihrem Herzen folgen und gerne unkonventionell leben wollen. Natürlich kann man Verzicht nur leben wenn man vorher viel hatte und satt ist von einem „zu viel“. Wenn man vorher Mangel als normal ansah ist Verzicht uninteressant- das stimmt. Deshalb vermute ich bei den meisten Kommentar*tor*innen Neid. Was einfach nicht schön ist. In meiner Traumwelt freut man sich für andere anstatt anderen etwas zu missgönnen. Macht mit meinem Kommentar was ihr wollt!
  • @bobber_head_
    Ich ziehe mir einfach meinen persönlichen Mehrwert aus dieser Doku und den darin gezeigten Menschen und das macht mich schon wieder ein stück glücklicher :-) Man sollte sich mehr über die kleinen Dinge im Leben freuen. Egal ob Verzicht oder nicht ….
  • @marypower7673
    Ein sehr wichtiges Thema in unserer Zeit. Ich übe es seit 3 Jahren und es ist eine schöne Reise....
  • @Minkadibi
    Ich hätte gern nicht nur Künstler als Beispiele dieses Lebensstils gesehen. Maler, Schriftsteller, Musiker... ok.. aber als Bauer/Lebensmittelhersteller/Straßenbauer/was auch immer, das sind auch Dinge die geschehen müssen und die Grundlage geben so ein Leben zu führen. Wenn man nicht gerade selbstständig ist? Das System behindert Entschleunigung und in der Arbeitnehmerrolle (gerade wenn die 40h/Woche grade so für die Familie reichen) ist Zeit immer zu wenig vorhanden. Deshalb, schön und toll die Doku, aber zu wenig ganzheitlich gedacht. Gerne auch mit politischer Ebene/ Postwachstumsökonomie als übergeordnete Ebene. Wie sieht Minimalismus da aus?