ÖPNV - Stadt und Land: Meine Eltern, die Verkehrswende und ich | Doku | NDR Story

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Published 2024-03-18
Weniger Autos, mehr Platz fürs Rad, mehr Bus und Bahn: Ideen für die Verkehrswende gibt es viele - zumindest in den Städten. Aber wie ist das auf dem Land, wo Wege weit und Dörfer klein sind? Helfen die Ideen für Städte dort überhaupt weiter? Schließlich haben die Haushalte auf dem Land mehr Autos als in den Metropolen und nutzen sie auch öfter. Und viele pendeln täglich vom Dorf in die Stadt - ohne sie mitzunehmen, wird die Verkehrswende also auch in der Stadt nicht gelingen.

Busse? Fahren auf dem Land kaum

NDR Reporter Klaas-Wilhelm Brandenburg kommt aus Frätow, einem kleinen Dorf in der Nähe von Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern. Dort fuhr schon vor 20 Jahren kaum ein Bus - und bis heute ist es nicht besser geworden. "Ohne Auto geht nichts hier", sagt sein Vater. Und seine Mutter ärgert sich darüber, dass das 49-Euro-Ticket für sie nichts bringe: "Da hat die Politik wieder nur was für Großstädter gemacht!"

Verkehrswende in der Stadt: Könnte besser laufen

Mittlerweile lebt Reporter Brandenburg in Berlin-Neukölln. Da gibt es so ziemlich alles an ÖPNV, was man sich wünschen kann - und trotzdem ist die viel versprochene Verkehrswende bisher eine Enttäuschung: S-Bahnen, die ausfallen. Kreuzungen, an denen die Luft vor Abgasen steht. Fahrradwege, die lebensgefährlich sein können - wenn es überhaupt welche gibt.

Es braucht doppelt so viel ÖPNV

Dabei ist die Verkehrswende nötiger denn je: In den vergangenen 30 Jahren ist der Anteil des Verkehrs am CO2-Ausstoß in Deutschland von 13 auf fast 20 Prozent gestiegen. Um die Klimaziele zu erreichen, braucht es doppelt so viel ÖPNV wie heute. Aber seit Jahren steigen die Zahlen neu zugelassener Pkw - in Berlin wie in ganz Deutschland.

Die NDR Story zeigt, wo es noch hakt bei der Verkehrswende in Deutschland, welche Lösungen es schon jetzt gibt und was sich ändern muss.

BILD: Foto Bushaltestelle - IMAGO / Jochen Tack | Montage: Alexander Grantl

Homepage zur Sendung: www.ndr.de/ndrstory

#Auto #ÖPNV #Mobilität

All Comments (21)
  • @treborbo9142
    "Fährt sonntags nur alle 20 Minuten" scheint mir doch eher ein Luxusproblem zu sein. Sonntags ÖPNV zu nutzen heißt vielerorts, montags zu fahren oder zumindest freitags vorzubestellen.
  • Auf dem Land lernten wir, dass auch auf den Bus warten ein Hobby ist 🙃⌚🚍
  • @miaaaaa9744
    Wichtiges Thema, aber für die Verkehrswende sind Städte viel wichtiger. Städte müssen für Menschen statt für Autos gebaut werden, inklusive ordentliche ÖPNV- und Fahrradinfrastruktur. Jahrelang wollte ich in Berlin nicht Fahrrad fahren, weil - Angst. Und auch in der Stadt soll nicht der Malermeister auf das Auto verzichten, sondern die ganzen Leute, die in ihren SUVs in die Büros tingeln.
  • @_yonas
    26:10 Da gibt es auch eine ganz spannende Studie zu. Man hat Kinder mal gefragt ihren Schulweg zu zeichnen und da kamen dann sehr unterschiedliche Bilder raus je nachdem ob sie gelaufen sind, mit dem Fahrrad gefahren sind, ÖPNV, oder eben hinten im Auto saßen. Das Kind im Auto hat eine grobe Skizze hinbekommen mit nur sehr wenigen Details, wohingegen Kinder die selbstständiger Unterwegs waren teilweise extrem detaillierte Karten gezeichneten haben, wo z.B. ihre Freunde entlang des Wegs wohnen, oder welche Geschäfte und Seitenstraßen es alles gibt, etc.
  • @renekaulfu7975
    Cool, CO2 sparen predigen und der Terassenheizstrahler läuft im Hintergrund auf Hochtouren 😂
  • Kann man total vergessen auf dem Dorf und dann noch den Einkauf 1,5 km nach Hause schleppen. Für ältere Menschen vollkommen unmöglich !
  • @derkloob6331
    50min 1 Weg? Die Kühlkette kann man also vergessen, besonders im Sommer! Mein Bus Fährt nur alle 2 Stunden (3km zu Fuß bis zur Haltestelle) und nur in eine Stadt, die fahrt dauert auch so ca. 60 min (mit Auto 15-20min). Ich muss also die stunde Umweg in kauf nehmen um irgendwo hin zu kommen.
  • Toller Bericht❤ Aber dass jmd. der täglich 8-10 Stunden körperlich arbeitet wie der Malermeister keine Lust hat nach seiner Schicht noch Fahrrad zu fahren ist mehr als verständlich.
  • @spiky73
    "Bahn fährt alle 20 Minuten.." - hier im Ort ein Traum! Das nenne ich mal Jammern auf hohem Niveau.
  • @mahartma
    2km von dem Holzverschlag nach Hause mit ein paar Kilo Tiefkühlgemüse/Pizza und einer Kiste Sprudel, das hätten sie mal zeigen sollen.
  • @oLii96x
    Ich finde diese Doku zeigt perfekt, wie rückständig wir in Deutschland verkehrspolitisch sind. Nicht, weil die gezeigten Probleme existieren, sondern eher, weil hier teils unnötige Fragen oder Situationen konstruiert werden, die dem Thema Verkehrswende einen Bärendienst erweisen. Leuten auf dem Land oder einem Handwerker in der Stadt jetzt zu erklären, ob sie nicht doch aufs Auto verzichten wollen, ist purer Blödsinn. Die allermeisten leben in städtischen Umgebungen, und der Zuzug vom Land in die Stadt nimmt stetig zu. Sinnvoller wäre es also, direkt den PKW-Besitz in der Stadt zu behandeln, denn der ist bspw für den Handwerker in diesem Beitrag ein großes Problem, da keine Parkplätze vorhanden sind (er hats auch selbst erwähnt). Auf dem Land wird das Auto selbst bei guten Alternativen immer die erstbeste Option bleiben, die Gründe wurden von den Leuten im Beitrag selbst beschrieben. Statt wieder mal zu versuchen, das Rad neu zu erfinden (genau das tut dieser Beitrag, und die Debatte um das Thema generell hierzulande), lohnt es sich, einfach mal in andere Länder zu schauen, um zu sehen, wie es funktioniert. Die Niederlande haben seit Jahrzehnten ein funktionierendes Verkehrssystem für Fahrrad und ÖPNV. Es gibt dutzende Konzepte, die dort schon längst Standard sind, bei uns aber als grün-linkes Wunschdenken geframed wird. Fährt dort jeder Handwerker mit Lastenrad, und jeder auf dem Land mit dem Bus? Nein, weil es sinnlos ist! Die allermeisten Verkehrsteilnehmer, mindestens 90%, fahren allein in ihrem Auto. DA muss man ansetzen, und die Holländer haben das verstanden.
  • @Jonathan-kraai
    ich hab sowohl auf dem land als auch in grossen staedten gewohnt. meine erfahrung ist, dass genutzt wird was am praktischsten ist. also am schnellsten, zuverlaessigsten, guenstigesten, einfachsten. und das ist per situation unterschiedlich. ne runde Ikea mach ich nicht mit dem bus. Ins stadtzentrum fahr ich nicht mit dem auto. Wenn ich umsteigen muesste, doch lieber mit dem rad. nach ner feier mit oeffis nach hause. usw. ich denke es geht garnicht darum leuten und vor allem landbevoelkerung mit der moralkeule zu kommen, weil sie autos nutzen. Sondern funktionierende alternative anzubieten und zu akzeptieren, dass es sitationen gibt, fuer die es fuer auto keine alternative gibt, die schneller, zuverlaessiger, guenstiger oder einfacher ist. Man muss ja garnicht zwanghaft versuchen jede situation mit alternativen zum auto abzudecken. Wenn es gute alternativen gibt, nutzen die leute das auch. Subventionierung muss hier auch zum teil auch her. das kann nicht alles streng Marktgesteuert umgesetzt werden.
  • @Stull3
    Ich wohne auch auf dem Dorf und hier fahren ganze 5x täglich Busse, aber auch nur, wenn Schule ist, sonst ist hier absolut nix Möglich. Man könnte zwar auch mit dem Zug fahren, aber der fährt nunmal genau nicht dahin, wo man hin will.
  • @dunkihalunki
    Ein Betrieb der innerhalb einer Stadt agiert, braucht nun wirklich keine Ladestationen, außer die eigenen. Die fahren doch kaum 100 km am Tag, das kann man schon mit nem Schukostecker über Nacht nachladen...
  • @MrTurborzr
    Ich lebe im Sauerland, hier kannst du zwar zwischen den größeren Ortschaften mit dem Bus fahren aber in die Dörfer fährst nix , wirklich nix! In der Woche nur der Schulbus am Wochenende nix ! Wir haben 9 Ortsteile , hier hat jeder 15 jährige eine Mofa und jeder 18 jährige ein Auto. Ärzte und Einkaufsmöglichkeiten gibt es nur im Kernort . Zum Arzt oder zum Bäcker auch in der Woche ohne Auto- keine Chance! Und zur Arbeit? Wie sollen die Menschen zur Arbeit? Meine Partnerin fährt eine Stunde mit dem Auto. Würde sie den öpnv nehmen, dann erstmal 15km mit dem Auto, dann mit dem Zug, dann Bus und eine Stunde zu Fuß. Arbeitsbeginn ist 6:30 Uhr bei ihr und um um diese zeit auf der Arbeit zu sein müsste sie den letzten Zug des Vortrages nehmen 😂 und am Bahnhof pennen
  • @aspergirl9797
    Ich wohne in NRW in einem Dorf, mit 18 hatte ich den Führerschein und ein Auto, ich dachte anders geht es nicht. Vor 1,5 Jahren hat mein altes Auto den TÜV nicht geschafft und ich wollte versuchen, ohne Auto zu leben. Es ging, war aber total anstrengend und es macht einsam. 1 Jahr habe ich das durchgehalten. Hier im Dorf gibt es keine Geschäfte, der näcste Edeka ist 2 Dörfer weiter, 4 Kilometer mit dem Fahrrad. Geldautomaten werden immer weniger, wenn ich Geld einzahlen musste, dann musste ich in die nächste Stadt fahren. Zur nächsten Kleinstadt fährt 3x am Tag ein Bus, Großeinkauf mit Wasserkasten ist mit Bus und Fahrrad kaum möglich. Jetzt genieße ich es umso mehr, dass wieder ein Auto vor der Türe steht und ich mich einfach so reinsetzen und was unternehmen kann, und nicht vorher alles planen muss.
  • @riarulala3087
    Ich habe meine Jugend auf dem Dorf gehasst, genau wegen dieser beschissenen Abhängigkeit. Stundenlanges Gewarte und Gegurke wegen der Schule, Samstags vielleicht zwei Busse, Sonntags keiner und in der Woche ab 18 Uhr auch nichts. Ich brauchte letztes Jahr mal einen Rufbus - tagelang ging dort niemand ans Telefon, um ihn zu bestellen. Ein absolutes Unding. Wenn möglich nie wieder aufs Dorf mit dem Bus.
  • @peterhase1045
    wenn alle 20 Minuten ein Bus mit drei Fahrgästen fährt, ist auch nichts gewonnen.
  • Lebe 1h von Köln entfernt auf dem Land. Mit dem Bus nach Köln kannst du vergessen. Zum nächsten Bahnhof fahr ich mit dem Auto ca 35min. Um dann nochmal 45min mit dem Zug nach Köln zum HB zu fahren. Dann fahr ich doch die 20min länger mit dem Auto und bin flexibel in Köln unterwegs. Natürlich brauch man wenn man in der Stsdt wohnt zum Einkaufen kein Auto. Aber auf dem Dorf bist du mit Kindern ohne Auto verloren. Und dann noch die ganzen Streiks. Dann gibt es auf dem Dorf wirklich NICHTS.
  • @andymauer6999
    *Der Bus fährt in Frätow nicht 6x am Tag nach Greifswald. Laut Fahrplan gibt es nur 2x direkte Verbindungen nach Greifswald. Die anderen haben den Umsteigezwang in Mesekenhagen, Schule. Dort hat aber nicht jede Fahrt von Frätow kommend Anschluss nach Greifswald. Mir ist zwar ein Bus lieber als kein Bus. Jedoch sind die Fahrten im ländlichen Raum eher auf die Schülerbeförderung ausgerichtet. Leider ist das Beispiel von dem Herrn Brandenburg gänzlich ungeeignet vom Auto auf den ÖPNV umzusteigen. Die Doku zeigt dafür aber umso eindrücklicher wie weit man teilweise im ländlichen Raum von der Mobilitätswende entfernt ist. Daher käme für mich, ob ich wollte oder nicht, ein Leben auf dem Land nicht in Frage, denn ich habe kein Auto.