Rheinmetall und der Krieg | Doku | NDR | 45 Min

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Published 2023-11-27
In der Lüneburger Heide fertigt Rheinmetall Kriegsgerät und Munition für die Ukraine. Exklusiver Einblick in die Produktion.
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Es ist ein besonderer Ort tief in Niedersachsen. Verborgen in einem Waldgebiet nahe der Ortschaft Unterlüß im Süden der Lüneburger Heide fertigt und testet Deutschlands größter Waffenhersteller Rheinmetall mit Hochdruck Kriegsgerät und Munition für die Ukraine.

Für die Mitarbeiter eine neue Zeit, denn neben den neuen Produktionen hat sich auch der Blick auf ihre Arbeit seit Beginn des Ukraine-Krieges verändert: "Früher mussten wir uns hier den Weg zur Arbeit schon mal durch eine Demo bahnen und waren die Buhmänner", erinnert sich ein Mitarbeiter. "Jetzt ist das, was wir machen, wichtiger geworden."

Exklusiver Zugang zum Waffenhersteller Rheinmetall

Ein halbes Jahr lang erhielt NDR Reporter Klaus Scherer exklusiven Zugang sowohl in die Werkshallen als auch zum Schießplatz. Keinem Fernsehteam wurden bisher derart umfassende Einblicke ermöglicht. Zudem begleitet Scherer Konzernchef Armin Papperger an die Frankfurter Börse, als der Konzern im Frühjahr in den DAX aufsteigt, und zum vertraulichen Gespräch mit dem ukrainischen Botschafter in Berlin.

In der Düsseldorfer Konzernzentrale stellt sich Papperger schließlich auch einem ausführlichen Interview, nicht nur über den Imagewandel des Konzerns seit dem Ukraine-Krieg, sondern auch zu Kritik am Rüstungskonzern, etwa wegen umstrittener Geschäfte mit Golfstaaten.

Test für Flugabwehrmunition für die Ukraine gedreht

Der Film beginnt mit einer Szene im August, als Mitarbeiter des Konzerns auf dem werkseigenen Schießplatz in Niedersachsen neue Flugabwehrmunition für die Ukraine testen, die hier binnen weniger Monate für den Gepard-Panzer neu konzipiert und angefertigt wurde. Im Kontrollraum bauen sich zu jeder Salve Datenkurven auf: Austrittsgeschwindigkeit bei Mündungsfeuer, Dauer der Leuchtspur, Schusszahl pro Minute. Es ist jene Munition, auf die Kiew sehnlichst wartet, um sich gegen russische Luftangriffe zu verteidigen. Das NDR Team hat den Aufbau der neuen Fertigungsstraße begleitet.

Ungarns Verteidigungsminister testet Panzer

Auch als Konzernchef Papperger hier jenseits der Öffentlichkeit einen hochrangigen Kunden empfängt, läuft die Kamera mit. Angereist ist der Verteidigungsminister Ungarns, der bald darauf in tarngefleckte Panzer steigt, selbst einen Kanonenschuss auslöst und sich schließlich per Nebelwerfer samt Fahrzeug in Tarnwolken hüllt. Detailreich erklärt Papperger ihm Panzermunition, Fahrzeuge und Drohnen, elektronisches Equipment für Grenadiere, die vernetzte Kriegführung der Zukunft. Der Mann, der den Konzern seit mehr als zehn Jahren führt, erscheint als überzeugender Verkäufer.

Wie erleben die Rheinmetall-Mitarbeiter die neue Wertschätzung?

Die zentrale Frage des Films richtet sich jedoch an die Mitarbeiter. Jahrzehntelang wurden sie öffentlich eher gemieden, wenn nicht von Kritikern beschimpft. Wie erleben sie die neue Wertschätzung? Wie prägt die Zeitenwende ihren Alltag? Verbinden die Beschäftigten ihre Arbeit mit den Kriegsszenen, die sie allabendlich in den Nachrichten sehen? Manche tun es, manche nicht. Über Anerkennung indes freuen sich alle.

"Damit der Film möglich wurde, mussten wir nicht nur Geheimhaltungs- und Sicherheitsregeln beachten, sondern auch den Persönlichkeitsschutz von Werksmitarbeitern und Aktionären", sagt Scherer zu den Drehbedingungen. "Umgekehrt legten wir Wert darauf, überall Fragen stellen zu können, auch spontan. Das hat funktioniert."

Bild: picture alliance/dpa/Philipp Schulze | Look: Studio Fritz Gnad

All Comments (21)
  • @TheWillSlane
    Unabhängig davon, wie man politisch und moralisch zu Krieg und Rüstung steht. Finde ich es sehr gut und bin dankbar, das sowohl der NDR, als auch Rheinmetall diesen Film möglich gemacht haben. Gewährt dieser doch bemerkenswerte Einblicke. Besonders bemerkenswert finde ich die Tatsache, das Rheinmetall seine Mitarbeiter weitestgehend frei vor der Kamera hat sprechen lassen. In einer derart verschwiegenen Industrie ist das definitiv keine Selbstverständlichkeit!
  • @geherrit1989
    Der Papperger scheint wirklich ein sehr sympathischer Mann zu sein, gar nicht wie man einen Vorstandschef erwartet. Finde es gut, dass auch die Mitarbeiter sich äußern durften. So ungerne das viele hören, leistet auch das Militär und die Rüstungsindustrie einen wichtigen Beitrag zu der Sicherheit jedes einzelnen Bürgers. Will gar nicht wissen, wie sich das angefühlt haben muss wenn man sich jahrelang in das Werk schleichen musste...
  • @royalway8367
    Waffen zu haben und nicht zu brauchen, ist immer besser als diese zu brauchen und nicht zu haben.
  • @dddsss2023
    exzellente Doku. Vielen Dank an den tollen Reporter, der zwar kritisch, aber nicht verbissen nachbohrt. An den CEO, der scheinbar über Wochen hinweg diese Offenheit und Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit mitteilen möchte und zuletzt an alle Beteiligten, die offen gesprochen haben. Das sind super Einblicke und durch diese Transparenz ist es möglich das Unternehmen, die Hintergründe und Aktionen sowie Entscheidungen viel besser nachvollziehen zu können.
  • @INUID
    Danke NDR für die Doku, aber auch danke Rheinmetall für die Einblicke.
  • @popelbombe
    Super interessant. Man muss sich halt verteidigen können. Besser haben als brauchen
  • Ein Dank an den NDR und die möglichst große Offenheit seitens Rheinmetall. Eine wirklich sehenswerte Dokumentation.
  • @martialme84
    Frieden ohne eigene Waffen ist ein Traum. Ein schöner Traum, ohne Frage, aber ein Traum. Der einzig verlässliche Friede herrscht leider, wenn sich niemand traut, einen anzugreifen. Wir brauchen Firmen wie Rheinmetall.
  • @dsksync
    Man darf eine Sache nicht vergessen: Firmen wie Rheinmetall haben einen äußerst schwierigen Spagat zwischen Privatwirtschaft und obersten Staatsaufgaben zu meistern. Diese Thematik wird zum Beispiel bei der (abstrusen) Klage seitens Rheinmetall recht deutlich.
  • @autobahnfahrn
    Ich bin wirklich begeistert von der Doku. Meinen Respekt für die Aufnahmen und die Einblicke. Natürlich kann man einen Rüstungskonzern stark kritisieren, würde allerdings Deutschland nicht die Waffen bauen, würde es ein anderes Land machen. Vielen Dank auch an alle Beteiligten, dass diese der Ausstrahlung zugestimmt haben.
  • @hansusedom2491
    Wenigstens ein Unternehmen in Deutschland wo es gut läuft, weiter so !!!!
  • @Judschin1971
    Rheinmetall und Armin Papperger lassen mich ruhiger schlafen. 😊 Gut, dass wir ein solches Unternehmen haben. 🎉
  • @Skorpi.
    Ich bin der Meinung, dass jeder vernünftige Mensch sich wünschen würde, dass Unternehmen wie Rheinmetall keine Waffen produzieren müsste. Doch leider leben wir in einer Welt, in der nur Abschreckung durch Waffen und Militär für Stabilität der Grenzen sorgt oder es so gut wie möglich versucht. Während meines Studiums habe ich mir viele Gedanken über meinen zukünftigen Arbeitgeber gemacht und habe dem entsprechend auch über Rheinmetall nachgedacht. Neben der Gewissensfrage der Waffenindustrie, hat mich vor allem die Angst eine Zielscheibe für Gegner der Waffenindustrie oder Gegner unseres Landes zu werden, abgeschreckt. Mein Respekt geht an alle Leute, die in einer Industrie arbeiten, welche uns schützen soll, aber dafür auch zur Zielscheibe anderer Interessensvertreter werden.
  • @dinsch
    Die Frage ist doch, was einem lieber ist: Töten oder getötet werden. Und wer nicht getötet werden möchte, muss sich entsprechend verteidigen können, wenn er auf jemanden trifft, der mit dem Töten kein Problem hat, um zu bekommen, was er möchte.
  • @janbehling3953
    Danke NDR für den sachlichen und vielseitigen Bericht, danke Rheinmetall für die Transparenz und das Vertrauen in die Belegschaft, dass sie ehrlich von sich sprechen dürfen!
  • @Leonardo-sn6qy
    Äußerst interessante Doku. Vielen Dank für diese exklusiven Einblicke🙏🏻
  • @kacht345
    Wer jetzt nach diesem und letztem Jahr immer noch nicht verstanden hat, wie wichtig eine professionelle Bewaffnung für die politische Weltbühne ist, dem ist nicht mehr zu helfen.
  • @19NF98
    Jetzt mal unabhängig von dem ethischen Aspekt bin ich wirklich sehr beeindruckt von der Technik, die dahinter steckt. Wahnsinn!
  • @marlonhei265
    So tief in Rheinmetall einblicken zu dürfen ist, im wahrsten Sinne, einmalig! Rheinmetall hat sich sehr kooperativ gezeigt was nicht als normal bezeichnet werden darf. In kriegerischen Auseinandersetzungen werden die verschiedensten Bereiche von Rheinmetall zum tragen kommen.
  • Fand es sehr schön zu sehen, dass Herr Papperger, als erstes die Mitarbeier erwähnt hat, beim Börsengang. Tolle Doku, gerne mehr davon.